Pride Month ist für mich sozialer Stress und Panikattacken

Sten Kuth

Confession on a Tuesday:

Um es kurz zu machen… ich war und bin privat immer schon eine sehr zurück haltende bis schüchterne Person. Wer mich aus beruflichen Umfeld kennt, der glaubt das meist nicht. Aber in diesem Umfeld habe Selbstbewusstsein durch mein Können, meine Kunst und meine Erfahrung. Privat sieht das leider meist anders aus.

Besonders bei Veranstaltungen unserer LGBTQI* Community fällt es mir oft immer schwerer.

Da war immer schon dieses Gefühl, irgendwie nicht dazuzugehören, bestimmte “Ideale“ nicht zu erfüllen. Als ich dann zugenommen hatte wurde dies noch schlimmer. Als man dann nach Jahren endlich den medizinischen Grund fand und ich viel abnahm, kam auch wieder mehr sozialer Mut.

Leider hat Corona und eine Verletzung wieder einige Kilo mehr gebracht und ich merke, dass dies auch meine Selbstbewusstsein wieder schwächt. Auch wenn ich sehr froh bin mit dem was mein Körper trotz Erkrankung alles schafft fühle ich gerade zur Pride Saison, mit all dem Veranstaltungen eine soziale Panik aufsteigen.

Oft passiert es mir, dass ich Tickets habe und mir kurzfristig der Mut fehlt, selbst einfache kulturelle Veranstaltungen zu besuchen, besonders wenn ich keine Begleitung habe, von Parties mag ich gar nicht reden.

Ich muss zugeben, dass Corona diese Sozialphobie noch verstärkt hat und ich versuche, mich selbst in den Hintern zu treten, raus zu gehen. Auch die Tatsache, dass ich keinen Alkohol trinke und für Partydrogen zu alt bin, macht es nicht einfacher.

Das Ganze resultiert aber vor allem auf diversen Diskriminierungen, die ich als (früher noch nicht trendy) Ginger oder nicht immer ganz schlanker schwuler Mann, erfahren musste, oder weil ich gerade das falsche an hatte, mal zu wenig manly war oder angeblich mit den falschen Leuten befreundet war.

Die Erfahrung, die mich bis heute besonders zur Pridesaison immer runterzieht passierte 2018 auf dem Motzstrassenfest. Als Unterstützer von RuT war ich an derem Stand zu ein paar netten Gesprächen mit meinen lesbischen* Freund:innen. Als ich dort weg ging war es sehr voll und der Menschenfluss stockte so dass ich neben einer Gruppe schwuler „A-Klasse Männer“ stehen musste, die mich von oben bis unten musterten und mir zuraunten „Geh bloß zurück zu Deinen Lesben Du hässliches Ding“.

Wer mich kennt weiß, dass ich nicht auf den Mund gefallen bin und mich verbal gut wehren kann. In dieser Situation aber, auf einem Fest meiner eigenen Community hat es mich wie ein Blitz getroffen. Ich war sprachlos, schaffte es gerade noch in eine Nebenstrasse, rief ein Taxi und konnte zu Hause nicht mehr aufhören zu heulen. 2019 schaffte ich es dann mit viel Mut nochmal auf den CSD, da ich auf dem Wagen mitfahren durfte. Innerlich der Horror für mich. Nach Auflösung der Parade für ich direkt nach Hause .

Warum ich diese Geschichte erzähle?

Weil ich mir wünsche, das Teile unserer „Community” endlich lernen was Sie mit Diskriminierung in den eigenen Reihen anrichten. Oft ist es uns allen scheinbar nicht bewusst wie wir uns gegenseitig ausgrenzen sobald man nicht in gegenseitige sexuelle Beuteraster fällt. Wir werden von außen genug angegriffen, warum zerstören wir unsere eigenen Safe Space selbst von innen?

Und für alle, die mich immer wieder fragen, “wo warst Du, Du wolltest doch kommen”, hier habt ihr die Antwort, it’s called anxiety.

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